Grüner Stahl ist im Moment ein ganz heißes Eisen 😉. Jeder Stahlhersteller in Deutschland hat sich auf den Weg gemacht, seine Stahlherstellung und die damit verbundene CO2-Emission deutlich zu senken. Unser Projekt dazu heißt SALCOS – Salzgitter Low CO2 Steel Making. Und das ist natürlich auch der beste Ansatz, zu grünem Stahl zu kommen. Finden wir jedenfalls.

Zentral in unserem Ansatz ist die Idee, dass wir bei der Stahlherstellung auf Kohle verzichten und stattdessen Wasserstoff nehmen. Als „Abfall“ entsteht dann nicht mehr CO2 , sondern Wasser. Das klingt nun einfacher, als es ist. Die technischen Details stehen zum Nachlesen alle auf der SALCOS-Seite . Wenn man nun also Wasserstoff braucht – und wir brauchen dann eine ganze Menge – dann muss der irgendwo herkommen. Hier kommt Simon Kroop ins Spiel. Schon 2016 hatten wir im Karriere-Blog über ihn und sein Projekt GrInHy berichtet. GrInHy steht für Green Industrial Hydrogen und bedeutet, dass wir bei uns auf dem Werksgelände grünen Wasserstoff herstellen und dafür Strom aus Windkraft und Dampf aus unserem Werk nutzen. In der ersten Projektphase (2016-2019) wollten wir mit einigen Partner zusammen testen, ob das technisch sauber funktioniert. Ergebnis: ja, geht.

Seit 2019 läuft nun mit GrInHy2.0 die zweite Projektphase, bei der es darum geht, den Prozess so zu optimieren, dass man z.B. den jetzt schon hervorragend guten Wirkungsgrad noch weiter nach oben schraubt – und das zu betriebswirtschaftlich attraktiven Kosten.
Palme und HochofenSimon Kroop, der Mann hinter GrInHy2.0, sitzt in seinem Büro. Auf dem Schreibtisch steht eine Signalleuchte, die grüne Lampe brennt. Eine Yucca Palme lehnt sich an ein Stahlrohr. Mehr als 100.000 m³ Wasserstoff sind durch das Rohr in der ersten Projektphase durchgeleitet wurde. Beim Umbau zur zweiten Phase war es übrig und hat nun eine neue Funktion als schöne Erinnerung und praktische Blumenstütze. Vor dem Fenster sieht man große Versorgungsleitungen und im Hintergrund ragt ein Hochofen empor. Wir sind mitten im Werk im Haus der Salzgitter Mannesmann Forschung GmbH und bitten Herrn Kroop um eine Zwischenbilanz.

Ein Rückblick auf fünf Jahre Projektkoordination
„Ich habe das Vergnügen, dass ich zusammen mit vielen engagierten Leuten aus unterschiedlichsten Ländern eine total spannende Technik vorantreiben kann. Wir führen die Diskussionen auf Augenhöhe, wir schimpfen gemeinsam kurz vor Abgabe über die Formulare zur Beantragung der Fördergelder und wir feierten vor der Coronazeit die Projekterfolge bei unseren regelmäßigen Treffen. Solch einen Job, eine Mischung aus innovativer Technik und Projektmanagement, hatte ich mir vorgestellt, als ich mein technisches Studium mit den Schwerpunkten Regenerative Energien und Energieeffizienz angefangen hatte. Mit der neuen Technik, grünen Wasserstoff super effizient herzustellen, haben wir einen riesigen Hebel, um die Stahlherstellung zu verändern und unseren Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Unsere neue Anlage (Pressemeldung) ist die größte ihrer Art in der Welt. Im Vergleich zum ersten Modell haben wir den umbauten Raum verdoppelt, aber die Leistung verfünffacht. Das ist einfach unglaublich und nur mit den tollen Kollegen aus den unterschiedlichsten Firmen zu schaffen gewesen.

Als Koordinator ist es meine Aufgabe, z.B. die Gruppe in den Diskussionen mit den richtigen Fragen zielführend zu steuern. Neben guten Englischkenntnissen brauche ich dafür ein Gespür für die Gruppe, Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit und zum Halten der Deadlines auch eine gewisse Beharrlichkeit den Projektmitgliedern gegenüber. Über die Jahre hinweg haben wir uns hier aber auch eine gute Routine erarbeitet, so dass ich auch innerhalb unserer Forschung Kollegen beim Umgang mit der EU und deren Fördertöpfen beraten kann. Geholfen haben mir auch die Personalentwicklungsprogramme des Konzerns; das Salzgitter Basisprogramm und später dann noch das international ausgerichtete Salzgitter International Training Program.“

Bis 2022 läuft nun die Projektphase von GrInHy2.0. Kroop und seine Projektkollegen werden mit professioneller Routine weitere Erkenntnisse rund um den Hochtemperaturelektrolyseur von Sunfire sammeln und somit einen wichtigen Baustein für unsere Strategie bereitstellen, Stahl möglichst CO2-arm herzustellen.

Weiterführende Links:
GrInHy2.0
SALCOS
Konzernmagazin mit Scherpunkt Wasserstoff
Personalentwicklungsprogramme Salzgitter-Konzern

GrInHy2.0Das Projekt wird vom Fuel Cells and Hydrogen 2 Joint Undertaking (JU) im Rahmen der Fördervereinbarung Nr. 826350 gefördert. Das JU erhält Unterstützung durch das Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon 2020 der Europäischen Union, Hydrogen Europe und Hydrogen Europe Research.

Markus Rottwinkel

Drei Dinge, die mir zur Salzgitter AG einfallen: 1. Faszinierende Dimensionen bei Anlagen und Prozessen 2. Stahl riecht lecker 3. Hieß der Ort oder der Konzern zuerst Salzgitter?

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