Dr. Jan Roik arbeitet bei der Salzgitter Mannesmann Forschung (SZMF) im Bereich neue Werkstoffe und Technologien. Wie sein Arbeitsalltag aussieht, welcher Film ihn zum Lachen bringt und was ihn im Privaten neben seiner Arbeit sonst noch beschäftigt, erzählt er uns hier im Interview.

Jan, was hast Du gelernt?

Begonnen habe ich meine Laufbahn mit zwei Semestern Werkstoffinformatik an der RWTH Aachen. Aber schon relativ früh war mir das zu wenig „Werkstoff“ und zu viel „Informatik“, so dass ich den Studiengang gewechselt und Werkstoffingenieurwesen studiert habe. Hier habe ich dann nach dem Bachelor noch den Master drangehängt und anschließend am Lehrstuhl für Eisenhüttenkunde über das Themengebiet Dualphasenstähle promoviert.

Welchen Beruf haben sich Deine Eltern für Dich vorgestellt?

Ich hatte das Glück, dass mich meine Eltern bei der Berufswahl überhaupt nicht beeinflusst haben. Da meine Familie aber fast nur aus Lehrern und Ingenieuren besteht, glaube ich, dass es da vielleicht doch eine erblich bedingte Beeinflussung bzw. Vorstellung gab (lacht).

Warum hast Du dich für diesen Beruf entschieden?

Auch wenn es jetzt vielleicht komisch klingt: Weil es mir einfach Spaß macht. Ich hatte bisher das Glück, fast nur mit motivierten Chefs, Mitarbeitern und Professoren zu arbeiten, die ihre Arbeit auch mit sehr viel Leidenschaft durchführen. Das färbt ab. Für die Salzgitter AG habe ich mich entschieden, weil ich wusste, dass dieser spezielle Job thematisch super zu mir passt und ich der Meinung bin, dass es ein solides, aber auch zukunftsträchtiges Unternehmen ist. Und auch die Vorlesungsreihe von Prof. Fuhrmann, dem Vorstandsvorsitzenden der Salzgitter AG, an der Uni in Aachen hat für mich auch noch einmal dazu beigetragen, dass die Salzgitter AG für mich als zukünftiger Arbeitsgeber in Frage kam.

Wo könntest Du mit Deiner Ausbildung sonst noch arbeiten?

Unter anderem bei Wettbewerbern, bei Automobilzulieferern, bei Automobilherstellern oder, wenn es rein wissenschaftlich sein sollte, an Universitäten oder Forschungseinrichtungen.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Dich aus?

Grundsätzlich besteht ein typischer Arbeitstag für mich eigentlich aus dem Auswerten von Daten, telefonieren, „fachsimpeln“ mit Kollegen und der Koordination von Projekten, Prüfungen und Aufgaben. Ein besonderes Highlight ist immer, wenn Versuche bzw. Untersuchungen im Labor oder in den Betrieben begleitet werden. Leider ist dieses eher die Ausnahme und passiert nicht tagtäglich. Aber wenn, ist es definitiv immer sehr spannend.

Was gefällt Dir besonders an Deiner Arbeit?

Vor allem, dass man gute Ideen auch bei der Umsetzung im Betrieb direkt live erleben kann und die Früchte seiner Arbeit sieht. Aber auch der Umgang mit den Kolleginnen und Kollegen bei der SZMF und SZFG ist eigentlich immer freundschaftlich und angenehm produktiv. Zudem sind meine Aufgaben hier sehr vielfältig, so dass kein Tag dem anderen gleicht.

Hast Du eine Person gekannt, die Dich stark gefördert hat? Wie hat sie Dir geholfen?

Das kann man pauschal so nicht sagen finde ich, da einen viele Menschen unterstützen und weiterbringen. Für meinen beruflichen Werdegang war allerdings insbesondere mein „Chef“ Pawel Kucharczyk bei meiner ersten HiWi-Tätigkeit ein großer Motivator und Förderer. Bei ihm konnte ich fachlich einiges lernen und den gelebten Spaß an der Wissenschaft für mich entdecken.

Mit welchen Werkzeugen und Werkstoffen arbeitest Du?

Mein „Hauptwerkzeug“ ist eigentlich der Computer. Aktiv an Anlagen arbeitet man als Ingenieur leider nicht mehr – da vermisse ich die Zeit an der Uni schon manchmal. Bezüglich der Werkstoffe arbeite ich thematisch insbesondere mit feuerverzinkten Mehrphasenstählen.

Gibt es Besonderheiten im Job?

Bestimmt, aber das fällt mir persönlich eigentlich gar nicht auf. Es ist jedenfalls geistig deutlich anstrengender als körperlich. Deswegen ist ein sportlicher Ausgleich zu dem vielen Sitzen am Schreibtisch absolut notwendig. Ohne diesen würde ich, glaube ich, ganz schnell „einrosten“ (schmunzelt).

Warum sollten junge Menschen eine Karriere/Ausbildung in dem Job anstreben?

Vor allem, weil es spannend ist und viel Spaß machen kann. Es gibt immer wieder neue Fragestellungen und auch wenn die Arbeitstage immer vor dem Computer starten, können sie jeder für sich sehr unterschiedlich sein.

Was war die beste Entscheidung in Deiner beruflichen Laufbahn?

Bereut habe ich bisher nicht viel. Hier bei der Salzgitter AG anzufangen war auf jeden Fall eine der besten Entscheidungen in meinem Leben.

Hast Du gerade ein aktuelles Projekt? (privat oder dienstlich)

Dienstlich haben wir derzeit sehr spannende Untersuchungen gestartet, aber da kann ich im Moment noch nicht viel zu verraten.
Da ich mit meiner Frau und meinen Kindern relativ frisch in ein Haus eingezogen bin, habe ich damit privat jetzt auch ein riesiges Projekt für die nächsten Jahre, was mir aber sehr viel Spaß macht.

Welche Herausforderungen gibt es in Deinem Job?

Komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge einem breiten Empfängerkreis, wie z.B. internen oder externen Kunden, einfach zu erklären.

Über welches Thema könntest Du eine 30-minütige Präsentation halten ohne jede Vorbereitung?

Über das Thema meiner Doktorarbeit, also über die Herstellung von kaltgewalzten mikrolegierten hochfesten Dualphasenstählen.

Was machst Du sonst noch so 😉?

Zeit mit meiner Frau und meinen Töchtern verbringen, Freunde treffen, Fußball spielen, Joggen, am Haus rumwerkeln – durch die Corona-bedingten Einschränkungen profitieren insbesondere meine Töchter von viel Aufmerksamkeit

Bei welchem Film fängst Du an laut zu lachen?

Bei vielen. Am herzhaftesten aber bei „OSS 117 – Er selbst ist sich genug“. Das ist eine französische Agentenfilm-Parodie aus dem Jahr 2009. Kann ich jedem nur empfehlen.

Wo warst Du am weitesten weg von zu Hause?

Bezogen auf die Distanz in Australien. Kulturell: Ich war einmal beruflich ca. eine Woche in einem Hotel in Shanghai, in dem kein Mensch Englisch oder Deutsch sprechen konnte, das war definitiv auch eine sehr spannende Erfahrung (lacht).

Jan, vielen Dank für das Gespräch!

Thorsten Ehrenteit

Drei Dinge, die mir zur Salzgitter AG einfallen: 1. großer Stahlhersteller im ländlichen Raum 2. die unglaubliche Einsatzbreite des Werkstoffes Stahl 3. Frodo hätte den EINEN Ring auch bei uns im Hochofen einschmelzen können

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