Stephanie Siegfanz (36) leitet die Abteilung „Mechanische Prüfung“ in der Salzgitter Mannesmann Forschung GmbH (SZMF) in Duisburg. Hier erzählt sie uns, wie sie zu diesem Beruf gekommen ist, was ihr daran besonderen Spaß macht und was sie sonst noch beschäftigt, wenn sie mal nicht mit ihrem Team die Eigenschaften unterschiedlicher Werkstoffe und Bauteile untersucht.
Stephanie, wie war Dein beruflicher Werdegang?
Begonnen habe ich mit einer Berufsausbildung, gefolgt von einem Bachelorstudium. Während des Bachelorstudiums habe ich in den Semesterferien bei der SZMF ein freiwilliges Praktikum absolviert, witzigerweise genau in der Abteilung, die ich heute leite. In dem Bereich hat es mir so gut gefallen, dass ich mich entschlossen habe, dort meine Bachelorarbeit zu schreiben. Im Anschluss daran ging es zurück an die Uni mit dem Ziel, das Masterstudium im Bereich Angewandte Werkstoffwissenschaften zu absolvieren. Das Schöne an dem Studium war, dass es ein so genanntes flexibles Masterstudium war, das neben dem Studium eine Halbtagsstelle am Lehrstuhl für Materialdesign und Werkstoffzuverlässigkeit beinhaltete. So konnte ich Theorie und Praxis wunderbar miteinander vereinen, hatte eigene Kunden und Forschungsprojekte, durfte an internationalen Tagungen meine Ergebnisse vorstellen und im Bereich der Lehre unterstützen. Parallel habe ich gelernt, mich zeitlich strukturiert zu organisieren, um das Studium in der Regelstudienzeit zu schaffen (lacht). Nach dem Masterstudium habe ich bei der SZMF in der Abteilung Werkstoffentwicklung als wissenschaftliche Mitarbeiterin angefangen und 2017 die Abteilungsleitung im Bereich der Mechanischen Prüfung übernommen.
Warum hast Du dich für diesen Beruf entschieden und was gefällt Dir besonders an Deiner Arbeit?
Als Ingenieurin kann ich neue Dinge entwickeln, direkt umsetzen und anwenden. Wenn Ingenieure arbeiten, verbinden sich die Gesetze der Naturwissenschaften (Mathe, Chemie, Physik, Mechanik) mit Kreativität und Erfindergeist. Das fasziniert mich sehr an diesem Beruf. Zudem reizt mich bei der Arbeit – von einer Mini-Zugprobe bis zu einem 12 m-Rohr – die Vielfalt und Abwechslung, die jeder Tag aufs Neue mit sich bringt. So benötigen beispielsweise unsere Kunden meist Prüfungen, die nicht dem Standard oder einer Norm entsprechen. Das stellt uns täglich vor neue Herausforderungen, mit denen dann aber auch neue Ideen geboren, Aufgaben gelöst und Lösungen geschaffen werden. Außerdem mag ich es sehr, meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer Entwicklung zu begleiten. Es kommt schon mal vor, dass sie über „zu viel / zu neu / zu wenig Zeit / das haben wir noch nie gemacht…“ schimpfen, aber am Ende schaffen sie es doch und bemerken gar nicht, dass sie sich selbst damit weiterentwickelt haben.
Welche Herausforderungen gibt es?
Herausforderungen sind insbesondere kurzfristige Anfragen von Kunden, die sofort eine Lösung brauchen, obwohl wir die Prüfung in der benötigten Form noch nicht durchführen können. Nicht selten ist das Probenmaterial bereits unterwegs, sodass wir durch Innovationsworkshops schnell und pragmatisch in kürzester Zeit die beste Lösung generieren müssen. Das können wir hier bei der SZMF aber sehr gut. Eine weitere Herausforderung sind die unvorhersehbaren Ausfälle von Mensch und Maschine, mit den damit sofort einhergehenden kurzfristigen und notwendigen Änderungen der Tages- bzw. Wochenplanung. Aber gerade der Umgang mit diesen täglich neuen Herausforderungen und die in meinem Job sehr abwechslungsreichen Tätigkeiten sind das, was den Beruf – neben der gemeinsamen Arbeit im Team – für mich ausmacht. Meist fühlt es sich für mich gar nicht wie Arbeit an, weil mir mein Job unendlich Spaß macht. Deshalb kann ich den Beruf der Ingenieurin auch allen jungen Menschen, die sich gerade in einer beruflichen Orientierungsphase befinden, wärmstens ans Herz legen. Wenn technisches Interesse vorhanden ist, die Arbeit mit unterschiedlichen Werkstoffen fasziniert und jeder Tag nicht wie der andere sein soll, sollte definitiv ein Blick in den Bereich der Werkstoffwissenschaften und Mechanische Prüfung riskiert werden.
Was machst Du sonst noch so? Welche Hobbies hast Du bzw. engagierst Du Dich für etwas?
Am liebsten bin ich in dem vielfältigen Bereich des Sports unterwegs und tobe mich beim Crossfit oder Funktionstraining richtig aus. Wahrscheinlich gefällt es mir so sehr, weil es dort ähnlich dynamisch zugeht wie in meinem beruflichen Alltag (lacht). Zudem gehe ich unfassbar gerne in den Bergen wandern, oder in der Region spazieren, da ich die Natur liebe und sie für mich als Energiequelle nutze. Auch hilft es, unterwegs Gedanken loszulassen oder neu zu sortieren.
So viel Bewegung macht natürlich hungrig, sodass ich gerne koche, am liebsten für die gesamte Familie. Zusätzlich engagiere ich mich ehrenamtlich im Kinder- und Jugendhospiz und kümmere mich um die Geschwisterkinder. Aus diesem Engagement ziehe ich für mich persönlich viel Kraft, da es mir hilft, auch die kleinen Dinge, sei es privat oder beruflich, wieder mehr zu schätzen.
Wenn Du ein Jahr „Auszeit“ hättest, was würdest Du machen?
Ich würde definitiv viel um die Welt reisen, um andere Kulturen kennenzulernen und wunderschöne Plätze zu besuchen. Ziele wären zum Beispiel Kanada oder die alte Ruinenstadt Machu Picchu in Peru in Südamerika. Mein bisher weitestes Reiseziel war Vietnam in Südostasien. Ein wundervolles Land, welches ich jedem Kultur- und Naturliebhaber wärmstens empfehlen kann. Ich mag es einfach, draußen unterwegs zu sein.
Stephanie, vielen Dank für dieses interessante Gespräch!