„Pizza, Pasta und die Stadt der Liebe“ – Das sind vermutlich die ersten drei Dinge, wenn man an Italien und die Stadt Verona denkt; dort wo die berühmte Geschichte des „Romeo und Julia“ ihren Ursprung hat.
Im November 2019 habe ich den Norden Italiens erleben dürfen, während zeitgleich mein italienisches Ich Fischbrötchen, Bier und das „Flaire“ des Hamburger Hafens genossen hat.
Der Hintergrund dieser Geschichte ist ein von der Berufsschule organisiertes Betriebspraktikum. Dabei schickt die Berufliche Schule Farmsen (BS19) vier Mechatronik-Auszubildende über ein Austauschprogramm in italienische Betriebe und italienische Schüler kommen in unterschiedlichen, norddeutschen Betrieben unter.

Zuallererst werfen wir einen Blick nach Italien: Am 27.10.2019 beginnt die Reise und ich lande am Flughafen Veronas. Das Hotel liegt in dem kleinen Ort San Bonifacio, ca. 30 km östlich von Verona. Direkt am nächsten Morgen werde ich dem Betrieb bekanntgemacht. Ich finde mich bei „Real Forni“, einem Betrieb zur Herstellung von Industriebacköfen, in der Elektrotechnikabteilung wieder. Dort entstehen die Schaltschränke der Öfen. Im Betrieb angekommen stelle ich schnell fest, dass sich aufgrund wenig vorhandener Englischkenntnisse bei den italienischen Technikern die Kommunikation schwierig gestaltet. Zum Glück kann ich auf meine, in der Schule noch gelernten, Spanischkenntnisse zurückgreifen und mich, anders als die anderen deutschen Azubis, gut verständigen. Als einzige Frau von uns deutschen Azubis darf ich besonders spannende Erfahrung sammeln: Anders als in Deutschland kommt es in Italien selten bzw. fast gar nicht vor, in dem Beruf des Mechatronikers eine Frau arbeiten zu sehen. Der Austausch wird für mich, aber ebenfalls für die Mitarbeiter im italienischen Betrieb zum Experiment. Jeder meiner Schritte wird genau beobachtet und ich bekomme anfangs nur einfache, oft eintönige Routineaufgaben. Es wird mir nicht viel technisches Verständnis zugetraut. Erst im Laufe des Praktikums vertraut man mir neben der Ab-Isolierung und dem Zurechtschneiden der Leitungen, anspruchsvollere Aufgaben an, wie z.B. die Inbetriebnahme der Schaltschränke. Ich werde mit der Inbetriebnahme nun mehr in die Arbeit und das Team integriert, so dass ich am Ende sogar den Kontakt zu ein, zwei der Elektroniker über den Zeitraum des Praktikums hinaus pflege und mir das Praktikum letztendlich viel Freude bereitet hat.

Ortswechsel, wir sind wieder in Hamburg: Auch hier treffen die Welten des italienischen und deutschen Mechatronikers aufeinander. Pünktlich wie die Maurer erscheint Manuel, mein italienischer Austauschpartner, um sieben Uhr bei KHS Corpoplast. Sprachliche Probleme sind bei der Corpoplast weniger ein Thema. Darauf sind wir vorbereitet; internationale Kunden und Service-Kollegen von anderen Standorten sprechen hier regelmäßig kein Deutsch bzw. wenig Englisch. So kommt es, dass Evelina, eine Vertrieblerin, kurzerhand in die Rolle der „Madre Sostituto“ schlüpft und für familiäre, italienische Verhältnisse sorgt. Ansonsten unterhält man sich mit Händen und Füßen. Schnell wird Manuel in die Abläufe der Montage von Blasmaschinen integriert und unterstützt mit aller Leidenschaft die Kollegen der Inbetriebnahme.

Natürlich möchten Manuel und seine beiden anderen Kollegen auch das richtige Hamburger Leben genießen. Fußball hat dabei oberster Priorität. Als Fans von „Juve“, „Inter“ und „Panathinaikos“ dauert es dann auch nicht lange, bis sich der „Jolly Roger“, die schwarze Piratenflagge des FC St. Pauli, auf den Kappen und Shirts der drei Austauschschüler wiederfindet. Ein multilinguales Abschiedsessen mit dem stellvertretenden Schulleiter der BS19 rundet nach zwei Wochen den Besuch unserer Gäste in „good old“ Hamburg ab.

Mona Oldenburg mit den zwei deutschen Austauschschülern in Venedig vor der „Basilica di San Marco“

Zurück nach „bella Italia“: Am Ende haben Manuel und ich den Beruf des Mechatronikers mal ganz anders kennengelernt. Schon innerhalb Europas variieren Tätigkeiten und mitzubringende Qualifikationen. Wir deutschen Azubis sind durch den vermehrten Einsatz in den Betrieben deutlich geschickter in der Praxis. Es würde uns jedoch nicht schaden, bei den italienischen Azubis noch einige Theorie- und Mathestunden zu nehmen. Denn schulisch sind sie uns, abgesehen von den Englischkenntnissen, einfach einen Schritt voraus.
Schlussendlich geht ein großes Dankeschön an die BS19-Schule, die mit viel Leidenschaft diesen Austausch ermöglicht hat.
Wir sagen „Danke für dieses Erlebnis“ und hoffen, dass auch in Zukunft unseren Azubis die Teilnahme an dem Programm ermöglicht wird.

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