Julia Fischer (31) verstärkt seit Anfang Oktober 2019 das Team der Werkfeuerwehr der Salzgitter Flachstahl GmbH (SZFG). Mit diesem Interview gewährt sie uns einen kleinen, spannenden Einblick in ihr Arbeitsleben.

Was hast Du gelernt und wie ging es weiter? (Ausbildung, Weiterbildung, Umschulung)
Nach der Schule habe ich erfolgreich eine Ausbildung zur KFZ-Mechatronikerin absolviert. Im Anschluss daran habe ich mich als Zeitsoldatin für acht Jahre bei der Bundeswehr verpflichtet und war beim Heer als Panzer-Mechanikerin eingesetzt. Seit Ende 2019 bin ich nun Feuerwehrfrau und Rettungssanitäterin bei der SZFG am Standort Salzgitter.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?
Ein normaler Tag beginnt bei mir mit dem Wachwechsel um 6:45 Uhr, d.h. Wachantreten, Aufgabenverteilung im jeweiligen Sachgebiet, Fahrzeugübernahme und damit Besetzung eines Löschfahrzeuges oder eines Rettungsdienstfahrzeug. Zusätzlich gehört zu meinem Tag die Überprüfung der Ausrüstung, regelmäßige Brandschutzhelferschulungen, Wachunterricht, Rettungsdienstweiterbildung, die Ortskunde des Hüttengeländes und – ganz wichtig – der Dienstsport, um fit zu bleiben.

Was gefällt Dir besonders an Deiner Arbeit?
Für mich ganz klar, dass jeder Tag während unseres 24-Stunden-Dienstes anders ist und wir uns immer wieder neuen Herausforderungen stellen müssen, die wir erfolgreich im Team – hier zu nennen vor allem meine super Kollegen von der Wachabteilung 3 – bewältigen.

Hast Du eine Person, die Dich stark gefördert hat? Wie hat sie Dir geholfen?
Mein Mann war stets für mich da, aber ansonsten habe ich mir wirklich alles allein erarbeitet.

Was macht den Job so interessant?
Mir gefällt an dem Job besonders gut, dass man bei der Feuerwehr ein Allrounder sein muss und der Job wirklich sehr abwechslungsreich ist und dadurch nie langweilig wird. Zudem werden mir hier die verschiedensten Weiterbildungsmöglichkeiten geboten, so zum Beispiel zum Taucher, Höhenretter, Leitstellendisponent oder zum Sachkundigen für die Prüfung der Ausrüstungen und Geräte der Feuerwehr. Persönlich kommt für mich positiv hinzu, dass ich Uniformen mag und auch gerne mit Männern zusammenarbeite. Eigentlich das, was ich schon mein komplettes Berufsleben mache.

Mit welchen Werkzeugen und Werkstoffen arbeitest Du?
Je nach Einsatzgebiet mit den verschiedensten: Da wären zum einen die hydraulischen und pneumatischen Werkzeuge zur Werkstofftrennung, dann Zugeinrichtungen wie Seilwinden, Kettensägen und elektrische Trennwerkzeuge, Wärmebildkameras und dann natürlich mit dem Lösch- Hubrettungsfahrzeug und dem Rettungswagen.

Gibt es Besonderheiten im Job? (z.B. Reisetätigkeit, Arbeitskleidung, körperlich anstrengende oder gefährliche Arbeiten)
Eine Besonderheit gibt es auf jeden Fall: Unser Job fängt da an, wo andere weglaufen. Und auch unsere Arbeitskleidung ist schon etwas spezieller. Hierzu zählt vor allem die Feuerwehrschutzkleidung, die Sonderschutzkleidung und der schwere Atemschutz, der gut und gerne bis zu 22 Kilogramm wiegen kann. Weiter sind die Personenrettung aus gefährlichen Situationen, Lehrgänge an der Niedersächsischen Akademie für Brand- und Katastrophenschutz in Celle, Rettungsdienstweiterbildungen im Krankenhaus und externe Lehrgänge an Rettungsdienstschulen Bestandteil meiner täglichen Arbeit.

Was war die beste Entscheidung in Deiner beruflichen Laufbahn?
Eine meiner besten Entscheidungen war mein Entschluss, mich als Zeitsoldatin zu bewerben und acht Jahre – inklusive zwei Auslandseinsätzen – meinen Dienst bei der Truppe zu verrichten. Aktuell natürlich definitiv meine Entscheidung heimatnah zur Feuerwehr zu gehen.

Was wird Dein nächstes Projekt? (privat oder dienstlich)
Demnächst werde ich eine Schulung zur Sachkundigen für Wandhydranten und Steigleitungen absolvieren. Steigleitungen dienen dazu, das Löschwasser im Brandfall in die verschiedenen Stockwerke eines Gebäudes zu leiten und dort zu verteilen. Vor allem in hohen und großflächigen Gebäuden kann so dann eine schnelle und ausreichende Wasserversorgung gewährleistet werden.

Welche Herausforderungen gibt es in Deinem Job?
(lacht) Eine große Herausforderung gibt es tatsächlich, sich im Werk komplett auszukennen und das heißt bis in den letzten Kabelkanal.

Was machst Du sonst noch so 😉?
Ich bin seit anderthalb Jahren glücklich verheiratet und habe zudem gemeinsam mit meinem Mann zwei Hunde und zwölf Hühner.

Hast Du ein Hobby? Engagierst Du Dich für etwas?
Ich bilde momentan einen meiner Hunde zum Suchhund (Mantrailer) aus, gehe gern mit den beiden Joggen oder Wandern und bin öfters im Fitnessstudio anzutreffen.

Bei welchem Film fängst Du an laut zu lachen?
Definitiv bei „Pitch Perfect“, egal bei welchem der drei Teile.

Was ist das spannendste Gebäude, in dem Du jemals warst?
Auf jeden Fall Notre Dame. Ich war ehrlich gesagt sehr erschüttert, als ich den Brand im April 2019 im Fernsehen gesehen habe. Zum Glück hat die Pariser Feuerwehr schnell handeln können und den Brand nach knapp vier Stunden unter Kontrolle gebracht bzw. eine Ausdehnung der Flammen verhindert.

Gibt es etwas, dass Du unbedingt noch erleben willst?
Ganz viele Reisen mit meinem Ehemann.

Was war die härteste Arbeit, die Du je gemacht hast?
Das war bei einem meiner beiden Auslandseinsätze mit der Bundeswehr in Afghanistan: Bei 55 ° Celsius Hitze Einsatzfahrzeuge zu reparieren.

Wo warst Du am weitesten weg von zu Hause?
In der Karibik bei einem unserer Urlaube.

Was magst Du an der Stadt/der Region, in der Du lebst, am meisten?
Ich liebe unseren kleinen Ösel (Berg) vor der Tür, den ich täglich mit den Hunden besuche.
Wolfenbüttel ist eine sehr schöne kleine Stadt und der Weihnachtsmarkt ist einfach nur perfekt.

Frau Fischer, vielen Dank für das Gespräch!

Thorsten Ehrenteit

Drei Dinge, die mir zur Salzgitter AG einfallen: 1. großer Stahlhersteller im ländlichen Raum 2. die unglaubliche Einsatzbreite des Werkstoffes Stahl 3. Frodo hätte den EINEN Ring auch bei uns im Hochofen einschmelzen können

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