Als Maximilian Stück in Braunschweig noch zur Schule ging, gab es Lieblingsfächer, und es gab Mathe. Ungeachtet der mathematischen Anti-Neigung interessierte ihn aber seit jeher das Thema Technik. Durchaus überraschend, ist die Mutter doch Sozialpädagogin und der Vater Gefängnispsychologe. „Wenn man Eltern mit sozial-psychologischem Hintergrund hat, dann wird man oft mit Fragen wie ´was hast Du denn dabei gedacht und gefühlt‘ konfrontiert. Und das hat mich manchmal genervt. Also wollte ich was ganz anderes machen als meine Eltern“.

Und einer flog über Salzgitter
Zunächst absolvierte er also recht durchschnittlich die Realschule und schloss eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker im Apparate- und Behälterbau an – bei einem Industrieunternehmen, das Maschinen für die Lebensmittelverarbeitung produziert. Interessant, aber nicht interessant genug, so dass er schon wären der Ausbildung aufs Tempo drückte. Und dann motivierte ein Berufsschullehrer und Hobbypilot seine gesamte Klasse noch dazu mit einem charmanten Angebot: „Wenn es einer von euch schafft, früher auszulernen, dann mache ich mit ihm einen Rundflug.“ Stück war der erste Anlagemechaniker im Apparatebau, der im Berufsleben dieses Lehrers trotz Verkürzung erfolgreich mit einer 1 abschloss. Also setzten sich die beiden in den Flieger und flogen über Braunschweig. Dass sie dabei auch über das gigantische Hüttenwerk der Salzgitter Flachstahl flogen, war Zufall.

Foto: Michael Bokelmann

Lernerfolge
Er hätte auch zur Meisterschule gehen können, wollte aber Versorgungstechnik studieren. So viel stand mittlerweile fest. Dafür musste er aber erst seine Fachhochschulreife nachholen. Ein weiteres Jahr Schulbank und dann Vorkurse an der Ostfalia Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wolfenbüttel. „Nach dem Vorkurs Mathematik dachte ich, ich kann gleich wieder gehen. Das war eine komplette Katastrophe. Neben mir saßen die Abiturienten, die diesen Vorkurs relativ gut gemeistert haben, ich aber überhaupt nicht.“ Man riet ihm, Nachhilfe zu nehmen. Während die anderen StudentInnen das erste Semester genossen, feierten und sich dem legendären Studierendenleben hingaben, lernte er. Alleine und in Lerngruppen, war bis zu 10 Stunden an der Uni und ignorierte Weihnachten, Wochenende und vieles mehr. Und dann kamen die Klausuren. Die Hälfte fiel durch, er bestand. Alles. Immer. „Ich musste kein Thema im Studium doppelt anfassen. Das war die größte Angst, gerade bei den Fächern, die mir nicht so lagen. Also sagte ich mir: Bevor ich das, was mir keinen Spaß macht, schleifen lasse, muss ich mich dreimal so stark reinhängen, sonst muss ich es mir noch mal angucken“, erinnert sich der 29-Jährige.

Foto: Michael Bokelmann

Lebenschancen
Elektrotechnik, Gastechnik, Thermodynamik, Strömungslehre, Wasserchemie, Projektmanagement und vieles mehr. Stück hat in den Bachelorjahren viel gelernt. Wissen, dass ihm bis heute zu 100 Prozent im beruflichen Alltag hilft. Es gibt zahllose Student:Innen, die ihr Studium als Episode abhaken und das dort erworbene Wissen als Randnotiz bewerten. Für Maximilian Stück ist es das Rüstzeug seines Berufs. Noch während des Bachelors besichtigte er im Rahmen einer Exkursion mit einem Professor erstmals jene Hütte, die er Jahre zuvor mit seinem Lehrer überflog. Das Hüttenwerk in Salzgitter. Ein gigantisches, fast 1000 Fußballfelder großes Areal der Schwerindustrie, auf dem aus Eisenerz hochwertiger Stahl wird. Beinahe nebenbei erwähnten Mitarbeiter:innen des Hüttenwerkes, dass dort eine Stelle frei würde. Stück bewarb sich und bekam den Job.

Transformierer
Es wurde eine Teilzeitstelle. Also macht Stück seinen Bachelor, schloss den Master an und betreute parallel dazu als junger Bachelor of Engineering Energieeffizienzmaßnahmen im Hüttenwerk. In dieser Zeit kam er erstmals mit dem Thema Wasserstoff in Berührung, arbeite sich ein, und während das Wissen um den flüchtigen Energieträger wuchs, schloss er auch den Master in Energiesystemtechnik erfolgreich ab. Heute hat er die Chance, durch den Einsatz von Wasserstoff die gesamte extrem energieaufwändige Stahlproduktion der Zukunft neu auszurichten.

Foto: Michael Bokelmann

„Ich habe Versorgungstechnik studiert. Das tolle an meinem Studium ist, dass ich mein gesamtes akademisches Wissen hier auch wirklich anwenden kann. Ich kenne StudentInnen, die kaum Wissen in die Praxis übertragen konnten.“ Es ist ein Traum für jeden Ingenieur und jede Ingenieurin, derart handfest an der Zukunft dieser Welt mitzuarbeiten. Denn dieses neue Verfahren zur Herstellung von Stahl kann entscheidend zur Regulierung des menschengemachten Klimawandels beitragen. Und Maximilian Stück wird bis zu seiner Pensionierung den Wandel maßgeblich begleiten. „Das ist einer der Hauptgründe, warum ich hier so zufrieden bin. Weil die klimaneutrale Industrieproduktion einfach ein Thema ist, das in die Zeit passt. Und das kann ich mir dann auch als Ingenieur auf die Fahne schreiben.“

Informationen
Mehr zu den faszinierenden Details dieser technologischen Evolution, zum SALCOS-Programm und zu weiteren Wasserstofftrends finden Sie in der think ING. kompakt.
Eine kurzes Video mit Maximilian Stück gibt’s auch.

(Quelle: Blogbeitrag beruht auf einem Text der Redaktion think ING. Vielen Dank für die Kooperation.)

Markus Rottwinkel

Drei Dinge, die mir zur Salzgitter AG einfallen: 1. Faszinierende Dimensionen bei Anlagen und Prozessen 2. Stahl riecht lecker 3. Hieß der Ort oder der Konzern zuerst Salzgitter?

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