Wer die Köhlbrandbrücke überquert und aus über 50 m Höhe auf den Hamburger Hafen blickt, kann die Schüttguthügel des Hansaport nicht übersehen. An zwei Seeschiffliegeplätzen löschen vier Ladekräne Erze aus Norwegen, Amerika, Südafrika und Brasilien, Kohle aus Russland, den USA und Australien und seit Neuestem auch ein Gut aus Hamburg: Die Peute Baustoff GmbH, ein Tochterunternehmen der Aurubis AG (siehe Seite 16), schlägt seit 2018 über den Hansaport Eisensilikat-Granulat für den Export um – dieses Jahr schon etwa 200.000 t, Tendenz steigend.
Der Hansaport ist Deutschlands größtes Seehafenterminal für Schüttgüter. An seinen mehr als 1.000 m langen Kais werden mehr als 10 % des gesamten Hamburger Hafenumschlags bewegt. Ein Schiff zu löschen dauert bis zu drei Tage. Der Vorgang ist im Hansaport so weit automatisiert wie weltweit an keiner anderen vergleichbaren Anlage. Nur die „Restung“ – man könnte sagen, das „Sauberkehren“ – muss noch von Hand gesteuert werden.
Wichtigster Umschlagpunkt ist ein eigener Bahnhof mit 15 Gleisen: Etwa 86 % der importierten Schuttgüter, überwiegend Eisenerz, nehmen über die Schiene den Weg ins Hinterland. Dazu zählen auch die zwei täglichen Kokskohle-Züge nach Salzgitter. Die restlichen Güter werden auf Binnenschiffe verladen und über die Elbe sowie die Kanäle weiter befördert. Die Straße spielt bei der Verteilung der Erze und Kohle wegen der zu transportierenden Massen keine Rolle.
Wichtig für die Entwicklung des Hansaport sind in diesem Zusammenhang mehrere anstehende Infrastrukturmaßnahmen. So hoffen die Verantwortlichen auf die schnelle Sanierung des Westtrogs des Schiffshebewerks Scharnebeck, die sich aber auf das nächste Jahr verschoben hat. Das 1976 in Betrieb genommene Bauwerk überwindet den Höhenunterschied von 38 m zwischen Elbe-Seitenkanal und Elbe und ist entsprechend bedeutend für die Anbindung des Hamburger Hafens ans Hinterland. Ebenso wichtig für den
Hansaport sind der Bau der Schleuse Lüneburg und die Sanierung der Schleuse Uelzen. Auch die Ertüchtigung des Elbe-Lübeck-Kanals für „Europaschiffe“ – einer Klasse für Binnenschiffe von bis zu 85 m Länge – gehört zu den für die Zukunft des Hamburger Hafens und damit auch für den Hansaport wichtigen Infrastrukturprojekten.
Gute Partnerschaft mit dem Hafen
Die Hansaport Hafenbetriebsgesellschaft mbH gehört zu 51 % der Salzgitter AG und zu 49 % der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). „Für uns ist es enorm wichtig, auch einen Partner aus der Hafenbranche zu haben“, erklärt der Hansaport-Geschäftsführer Ben Thurnwald (siehe Bild). „Die HHLA verfügt über viele nötige Fachleute, zum Beispiel in Rechtsfragen.“ In Kooperation mit der Partnergesellschaft bildet Hansaport seit 2017 auch Elektrotechniker aus. Lange erschien eine eigene Nachwuchsförderung nicht nötig, weil viele Hansaport-Mitarbeiter langjährig im Unternehmen beschäftigt sind und die Fluktuation niedrig ist. Doch auch im Hafen wird die Suche nach qualifiziertem Personal schwieriger. Die Wertschätzung der Geschäftsleitung für ihre Mitarbeiter ist jedenfalls groß. „Unser Team zeichnet sich durch eine hohe Qualifikation und ein großes Maß an Flexibilität aus“, sagt Ben Thurnwald.
Unverzichtbar für den Hansaport ist die Zusammenarbeit mit der Hafenverwaltungsgesellschaft Hamburg Port Authority (HPA). „Für uns ist die HPA ein starker Partner“, bekräftigt Ben Thurnwald. „Als zum Beispiel unser Seeschiffskai statisch überarbeitet werden musste, ist es der HPA gelungen, die Maßnahmen so in unser Betriebskonzept zu integrieren, dass die Arbeiten bei laufendem Betrieb durchgeführt werden konnten.“ Dies klappte auch bei der „Tiefenunterhaltung“ – der Sicherstellung der erforderlichen Wassertiefe an den Liegeplätzen. Mit einer Tiefe von 15,4 m ist der Hansaport einer der tieferen Stellen im gesamten Hamburger Hafen – und somit schon jetzt für die Zeit nach der laufenden Fahrrinnenanpassung gewappnet.
Mit der höchsten Stelle im Hafen, der Hochbrücke über den Köhlbrand, wird es dagegen bald vorbei sein. Das 1974 in Betrieb genommene Bauwerk soll bis voraussichtlich 2030 durch einen Tunnel ersetzt werden. Zu dessen Anbindung wird Hansaport eine Fläche beisteuern, die das Unternehmen aber durch eine Erweiterung an anderer Stelle kompensieren kann, sodass die Größe der Lagerfläche erhalten bleibt. Mit dem Blick aus 50 m Höhe auf den Hansaport und Hafen wird es dann leider vorbei sein.