Am 01. April 2020 war es soweit: Die neue Kohleverladebrücke 170 der Firma Kocks Ardelt Kranbau aus Bremen wurde sicher an ihrem finalen Standort im Werkhafen in der Nähe der Kokerei auf die Schienen gesetzt. Diesem erfolgreichen Tag Anfang April gingen knapp fünf Jahre Projektlaufzeit voraus.
„Begonnen hat eigentlich alles mit einer Konzeptstudie über die Notwendigkeit einer neuen Kohleverladebrücke und einem 2015 von uns in Auftrag gegebenen externen Gutachten über den baulichen Zustand der dort vorhandenen Verladebrücken mit den Nummern 31 und 34. Obwohl die Brücken beide aus den 30er-Jahren sind, bezieht sich die Zahl nicht auf das „Baujahr“ der Brücke, sondern ist einfach eine durchgehende Nummerierung für die verschiedenen, im Werk existierenden Krane, wie zum Beispiel unseren Portalkran für die Kohleverladung, u.a. aber auch Brückenkrane für Pfannen-, Material- und Muldentransport. Aktuell sind wir bei Nummer 193“, so Karsten Thunig, Projektleiter im Bereich Anlagentechnik der Salzgitter Flachstahl GmbH.
Ende des Lebenszyklus erreicht
Das Gutachten machte deutlich, was viele ahnten: Die beiden Verladebrücken hatten ihren Zenit überschritten. Der aktuelle Stand der Technik machte die Investition in eine neue Verladebrücke unumgänglich. Karsten Thunig: „Momentan sind bei der Kohleverladung am Hafen vier Kohleverladebrücken im Einsatz, die Brücken 31, 33, 34 und 36. Die Brücke 33 ist dabei aus den 60er-Jahren und die Brücke 36 aus dem Jahr 2014, also noch ziemlich jung. Mit unserer neuen Kohleverladebrücke 170 wollen wir dann die Brücken 31 und 34 komplett ersetzen, die zu einem späteren Zeitpunkt auch final verschrottet werden sollen“.
5.500 m² Vormontagefläche für den Big Lift
Gefertigt wurden die einzelnen Komponenten der neuen Kohleverladebrücke von Kocks an ihrem polnischen Standort in Chojnice, anschließend einmal komplett montiert, wieder demontiert und dann in 60 LKW-Transporten – 15 allein davon Schwerlasttransporte – nach Salzgitter gebracht. „Hier, in der Nähe der Kokerei, haben wir die letzten Monate eine knapp 5.500 m² große Vormontagefläche mit fast 1.600 Tonnen Mineralgemisch für den Aufbau der Kohleverladebrücke vorbereitet. Ab dem 14. Februar waren dort nun zwei Mobilkrane im Einsatz, die das Team bei der Montage der Kohleverladebrücke unterstützten. Ab dem 25. März sperrten die Verkehrsbetriebe Peine-Salzgitter komplett die dort verlaufenden Eisenbahngleise und dann haben wir – und zwar erstmalig in unserer Unternehmensgeschichte – auf der Vormontagefläche in nur drei Tagen parallel zwei 750 Tonnen-Fahrzeugkrane montiert. Einer dieser Fahrzeugkrane hat dann auch noch einen zusätzlichen 30 t- Fahrzeugkran in den Kohlebunker gehoben, damit er von hier aus ebenfalls unterstützen konnte. Nach dem Aufbau der beiden Krane erfolgte dann an nur einem Tag der so genannte „Big Lift“, auf den wir die letzten Monate gemeinsam erfolgreich hingearbeitet hatten. Hierbei wurde die Kohleverladebrücke 170 mit einer Länge von fast 100 Metern und einem, inklusive aller ergänzenden Anbauteile wie beispielsweise E-Haus und Krankatze*, Gesamtgewicht von fast 500 Tonnen, an ihren finalen Standort gehoben“, erzählt Thunig stolz.
Nur drei Tage für den Fahrzeugkranrückbau
Nachdem die Kohleverladebrücke ihren Platz am Werkhafen der Kokerei für die nächsten Jahrzehnte gefunden hatte, erfolgte die Demontage und der Abtransport eines der beiden Fahrzeugkrane – wieder in nur drei Tagen. Der andere Fahrzeugkran blieb noch einige Zeit länger für nachfolgende Montagearbeiten an seinem Platz am Werkhafen stehen. Karsten Thunig erklärt: „Der Abbau des 1. Fahrzeugkrans auf dem Gleis zur Benzolanlage wurde dann notwendig, weil nur über dieses Gleis die mit Benzol gefüllten Kesselwagen nach höchstens einer Woche abtransportiert werden mussten und es somit keine Alternativroute gab. Also alles in allem ein für uns alle sehr sportliches Zeitfenster (lacht).
Aber wie schon über den gesamten Projektverlauf hinweg, beginnend mit den Machbarkeitsgesprächen bei uns im Projektmanagement und mit der Geschäftsführung, der dann erfolgten Ausschreibung, der Auftragsvergabe, beispielsweise für die Kohleverladebrücke, die Krankatze, das Fahrwerk und das E-Haus, der anschließenden Produktion der einzelnen Komponenten, deren Transport, der Montage und dem finalen Big Lift, hatte ich immer ein Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – sei es extern oder intern – um mich herum, die dieses Projekt zu einem Erfolg haben werden lassen. Hierfür möchte ich allen aus tiefstem Herzen auch noch einmal „Danke“ sagen“.
* der Name „Katze“ kommt sehr wahrscheinlich von deren Fähigkeit, geschickt in großen Höhen balancieren zu können.