Kann man mit der Art der Stellenausschreibung den Frauenanteil in der Belegschaft erhöhen? Ja, sagt die Peiner Träger GmbH (PTG), und verfolgt damit das Ziel, der Unterrepräsentation von Frauen im Betrieb entgegenzuwirken und gleichzeitig die berufliche Förderung von Frauen zu unterstützen. Erfahre in diesem Interview mehr darüber, wie Lena Hesselbach über solch eine Stellenanzeige als junge Ingenieurin vom Studium der Verfahrenstechnik zu den Peiner Trägern in die Arbeitssicherheit gefunden hat und was sie in den ersten Wochen in der Schwerindustrie Aufregendes erlebt hat.
Was hast Du gelernt und wie ging es weiter?
Nach meinem Schulabschluss stand die Frage im Raum, in welche Richtung ich mich gerne weiterbilden möchte. Auf diese große Frage hatte ich viele verschiedene Antworten: Lehrer, Chemiker, Meteorologe… und am Ende wurde es die Verfahrenstechnik. Viele werden sich jetzt wahrscheinlich die Frage stellen, was genau Verfahrenstechnik eigentlich ist und warum man sich für einen solchen Studiengang entscheidet. Für mich war der ausschlaggebende Punkt, dass in diesem Studium viele verschiedene naturwissenschaftliche Felder abgedeckt werden und man sehr breit gefächert aufgestellt ist. Hierbei bekommt man einen Einblick in die Materialwissenschaften, in den Maschinenbau wie auch in das Wirtschaftsingenieurswesen und vieles Weitere und nimmt von allem etwas mit.
Nach meinem Bachelorstudium habe ich anschließend für zwei Jahre in einem kleinen Unternehmen in der Industrie gearbeitet. In diesem Zeitraum wurde mir klar, dass ich gerne meinen Fokus in Richtung Arbeitssicherheit lenken möchte, weshalb ich mich nach einer Alternative in diesem Bereich umgeschaut habe.
Wie bist Du anschließend auf die PTG aufmerksam geworden?
Auf meiner Suche nach einem Arbeitsplatz im Bereich Arbeitssicherheit habe ich einige interessante Stellenanzeigen gefunden, darunter auch die von den Peiner Trägern. Die Stelle hat sich nicht nur alleine aufgrund der Unternehmensgröße hervorgehoben, sondern auch durch die eindrucksvolle Schwerindustrie mit ihren großen Öfen und Gießanlagen.
Warum hast Du Dich – trotz erforderlichem Umzug – für PTG entschieden?
Entscheidend für diesen Entschluss war nicht nur die Nähe zum Harz und Braunschweig, sondern vor allem das Arbeitsklima und der Umgang unter den Arbeitern miteinander, was sich schon bei meinen Bewerbungsgesprächen und der anschließenden Führung erahnen ließ.
Wie war die Reaktion anderer auf deinen Arbeitsplatzwechsel, vor allem in Bezug auf Frauen in der Schwerindustrie?
Die Reaktionen meines Umfeldes fielen zum Großteil positiv aus. Der Salzgitter-Konzern war trotz der Entfernung zu meinem Heimatort vielen in meiner Familie ein Begriff, der positiv aufgefasst wurde. Zum Thema Quotenfrau habe ich mir selbst mehr Gedanken gemacht als mein Umfeld, da die Stelle speziell an Frauen adressiert war. Hierbei tauchten Bedenken auf, nur als „Quotenfrau“ eingestellt zu werden und nicht aufgrund meines Wissens und meiner Kompetenzen. Diese Sorge wurde mir jedoch im persönlichen Gespräch im Bewerbungsgespräch schnell genommen und hat sich bisher auch nicht bewahrheitet.
Wie wurdest Du als Frau im Betrieb aufgenommen und was gefällt Dir besonders an Deiner Arbeit?
Als ich in meiner ersten Woche im Stahlwerk ankam, war ich sehr beeindruckt von meinen Kollegen und dem Umfeld. Wo man sich klischeehaft ein recht raues Arbeitsklima vorstellt, traf ich auf ein durchweg positives Betriebsklima, in dem man sich konstruktive Kritik geben kann, in Meetings auch mal etwas hitziger diskutieren kann und man hinterher trotzdem noch mit einem Scherz und einem Lächeln auf den Lippen auseinandergeht. Auch als Frau fühlte ich mich bisher nie weniger wertgeschätzt oder nicht ernst genommen. Dies, die abwechslungsreichen Tätigkeiten, die guten Arbeitszeiten sowie die Förderungsunterstützung sind für mich die größten Pluspunkte an meiner Arbeit.
Welche Aufgaben übernimmst Du und welche Herausforderungen gibt es in Deinem Job?
Mein Aufgabenbereich ist sehr breit gefächert und bringt von Schulungen von Mitarbeitern bis zur Durchführung von Tragetests persönlicher Schutzausrüstung oder der Unterstützung bei anderen Projekten viele verschiedene Themen mit sich, bei denen ich in engem Kontakt mit meinen Kollegen arbeite. Die Herausforderung hierbei besteht darin, sich nicht in den verschiedenen Aufgaben zu verlieren und den Überblick zu behalten, sowie die Arbeitssicherheit so an die Kollegen heranzutragen, dass diese nicht nur als lästige Aufgabe, sondern als wichtiger Bestandteil der Arbeit zum eigenen Schutz gesehen wird. Als Quereinsteiger in der Schwerindustrie stellt dies, vor allem als Berufseinsteiger, nochmals eine extra Herausforderung dar, in der man regelmäßig mit Geduld, etwas Feingefühl und trotz allem einem gewissen Durchsetzungsvermögen an die Arbeit gehen muss.