Annika Mertke (34) ist Feuer und Flamme für „ihre“ Industrie: Seit 2021 ist die promovierte Materialwissenschaftlerin Abteilungsleiterin Metallurgieanalytik und Feuerfest-Technik bei der Salzgitter Flachstahl. Wie genau sie zu diesem Job kam und was ihren Alltag ausmacht, habe ich mit ihr persönlich besprochen.

Annika, was hast Du gelernt oder studiert und wie ging es anschließend für Dich weiter?

Ich habe Glas,- Keramik- und Baustofftechnik an der TU Bergakademie Freiberg studiert – das ist im Grunde eine Kombi aus Maschinenbau, Materialwissenschaften und Verfahrenstechnik. Diesen Studiengang gibt es in Deutschland sonst nur noch in ähnlicher Form in Aachen oder Höhr-Grenzhausen. Mein Professor ist dabei eine echte Koryphäe aus dem Bereich Hochtemperaturwerkstoffe Feuerfest (FF), was mein Interesse am Thema noch weiter „befeuert“ hat.

Aber eigentlich hat mich das Thema seit meiner Kindheit beschäftigt und fasziniert, denn mein Vater war in einem Stahlwerk für die Pfannenwirtschaft zuständig; ich habe mit sieben Jahren sozusagen meine erste Feuerfestzustellung abgenommen.

Später folgte dann meine Promotion im Bereich der Stranggießanlage zur Optimierung von Tauchausgüssen. Am 30. September 2015 habe ich diese beendet und am 1. Oktober als Trainee bei der Salzgitter Mannesmann Forschung angefangen. Das war zur Zeit der Neuzustellung des Hochofens B – also ging es gleich richtig zur Sache.

Hast Du vor deinem jetzigen Job noch etwas anderes gemacht?

Außer der Promotion hatte ich im Salzgitter-Konzern bisher zwei Steps: Bei der Forschung in der Werkstoffentwicklung (Betreuung Feuerfest-Labor und die Salzgitter Flachstahl bei feuerfesten Fragestellungen) und seit Anfang 2021 bin ich Abteilungsleiterin Metallurgieanalytik und Feuerfest-Technik bei der Salzgitter Flachstahl. In dieser Abteilung arbeiten 15 Kolleginnen und Kollegen im 5-Schicht-System.

Warum hast Du dich für diesen Beruf entschieden?

Wenn Du das erste Mal vor einem Konverter oder einem Hochofen stehst, ist das unendlich faszinierend. Das hat mich seit meiner Kindheit nicht mehr losgelassen – und diese Faszination habe ich bis heute.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?

Die Betreuung des Spektrallabors und der Feuerfest-Technik ist fachlich sicher ein Schwerpunkt. Beides ist direkt mit Dienstleistungen für die Bereiche Hochofen, Stahlwerk und Kaltwalzwerk verbunden – z.B. analysiere und bewerte ich Schadensfälle im Bereich FF, führe fachliche Diskussionen über Qualitätsthemen wie z.B. neues Material von Lieferanten, welches auf Eignung geprüft wird. Ich bin ungefähr einmal wöchentlich draußen im Betrieb. Aber natürlich nutze ich für die täglichen Besprechungen auch oft Teams-Sitzungen wie wahrscheinlich viele von uns… Des Weiteren kümmere ich mich um Abnahmen bei Lieferanten im Zuge von Großprojekten. Reisen gehört unbedingt zum Job dazu.

Im Spektrallabor laufen Proben aus all unseren Schmelzen zusammen und werden hinsichtlich ihrer chemischen Gehalte analysiert und mit den Kundenvorgaben abgeglichen..

Was gefällt Dir besonders an Deiner Arbeit?

Die Weiterentwicklung meiner Mitarbeitenden und der Labore – das ist neben dem Fachlichen die Aufgabe, die mir am meisten Freude macht. Jeder Tag bringt etwas Neues! Fachlich ist das oft auch Reaktion auf spontan entstehende Herausforderungen. Im Programm SALCOS bin ich ebenfalls eingebunden – sowohl auf der Spektrallabor – als auch auf der Feuerfestseite. Das mag bombastisch klingen, aber hier ist man direkt beteiligt an der Gestaltung der Zukunft der Stahlindustrie. Ich bin so in der ganzen Hütte unterwegs.

Hast Du eine Person gekannt, die Dich stark gefördert oder inspiriert hat?

Gefördert haben mich viele Menschen sowohl fachlich als auch persönlich, beginnend mit meinen Eltern und vielen Ingenieurinnen. Beeindruckt haben mich immer Menschen, die sich über die Jahre ihre Leidenschaft für den Job bewahrt haben. Übrigens, als Frau in einem Ingenieurberuf, das ist mittlerweile kein Thema mehr, finde ich. Eine absolute Selbstverständlichkeit.

Warum sollten junge Menschen eine Karriere / Ausbildung in Deinem Job anstreben?

Tja. Ich finde einfach, der Job ist was Besonderes, Seltenes und ohne ihn würde die moderne Welt nicht existieren. Er ist abwechslungsreich und man kommt mit sehr vielen Themen in Berührung. Wir haben hier zudem die Chance, eine traditionsreiche und altehrwürdige Branche in die Zukunft zu führen. Man kann Tradition und moderne Technik verbinden! Das gefällt mir sehr.

Was war die beste Entscheidung in Deiner beruflichen Laufbahn?

Auch wenn es naheliegend klingt: Zur SZAG zu gehen, denn wir sind hier sehr familiär – und mehr als Kollegen. Es sind Freundschaften entstanden. Die Identifikation mit dem Unternehmen ist etwas Besonderes.

Was wird Dein nächstes Projekt? (privat oder dienstlich)

Ich freue mich jetzt schon drauf, meine zweite Hochofenneuzustellung zu begleiten! Und sehr bald werde ich im Management Kolleg durchstarten, wo ich mich ganz intensiv mit z.B. meinen Führungskompetenzen beschäftigen werde. Ich freue mich schon auf die Gruppe dort, das scheint mir gut zu passen nach dem ersten Kennenlernen.

Hast Du ein Hobby?

Ich habe viele Hobbys! Ich bouldere und habe anlässlich eines Firmenlaufes das Joggen für mich entdeckt. Außerdem spiele ich drei Instrumente. Ich reise gerne und entdecke gerne andere Kulturen, zuletzt in Südostasien, genauer in Kambodscha, Thailand und auf den Philippinen.

Annika, danke für das Gespräch und Glückauf!

 

 

Frank Gießelmann

Drei Dinge, die mir zur Salzgitter AG einfallen: 1. Glückauf! 2. Windräder 3. Marmor, Stein und Eisen bricht (...Stahl niemals)

Alle Beiträge des Autors anzeigen
Schreibe einen Kommentar