Ulrike Jaster-Traupe (56) ist Leiterin Kompetenzeinheit Deponien bei der Salzgitter Flachstahl GmbH (SZFG). In einem Interview berichtet sie uns davon, wie sie zu dem Job gekommen ist, was sie an ihrer Arbeit jeden Tag aufs Neue begeistert und warum die Geowissenschaften ein unglaublich breites Spektrum an Aufgaben bereithalten.
Was hast Du gelernt und wie ging es anschließend für Dich weiter?
Nach meinem Abitur in Norddeutschland (bei Bremen) habe ich zunächst an der TU Clausthal Geologie studiert (Abschluss bzw. Berufsbezeichnung Diplom-Geologin). Den Anschluss bildeten ein Fernstudium in den Bereichen Umweltingenieurwesen-Gewässerschutz und eine Weiterbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin für Englisch.
Hast Du vor deinem jetzigen Job noch etwas anderes gemacht?
Mein Start ins Berufsleben – direkt nach dem Studium – war in einem Braunschweiger Ingenieurbüro für Umwelt- und Geotechnik, wo ich unter anderem die Leitung des bodenmechanischen Labors übernommen habe. Im Anschluss folgte eine Anstellung bei der Unteren Bodenschutzbehörde des Landkreises Goslar im Bereich Deponiemanagement. Seit gut fünfeinhalb Jahren arbeite ich nun bereits bei der Salzgitter Flachstahl GmbH im Projekt- und Umweltmanagement (Abt. Reststoffe und Bodenschutz) und bin hier für die Deponien zuständig.
Welchen Beruf haben sich Deine Eltern für Dich vorgestellt?
Meine Eltern haben mir freien Lauf gelassen, aber meine Großmutter hätte es, glaube ich, lieber gesehen, wenn ich irgendwo im Kaufhaus an der Kasse gesessen hätte (lacht).
Warum hast Du dich für diesen Beruf entschieden?
Ich hatte eigentlich schon immer ein großes Interesse für die Geowissenschaften, vielleicht auch hervorgerufen durch meinen Lehrer im Erdkunde-Leistungskurs, der uns den Unterrichtsstoff unglaublich informativ und lebhaft nähergebracht hat.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?
Den gibt es praktisch gar nicht…sehr abwechslungsreich, das heißt viele Termine/Gespräche vom Büro aus oder draußen vor Ort auf den Deponien oder der Abwasservorbehandlungsanlage im Reststoffzentrum Barum in der Nähe von Salzgitter-Watenstedt mit Kolleg*innen, Auftragnehmern/Dienstleistern und Behörden. Zusätzlich beschäftige ich mich noch mit dem Erstellen von Berichten, dem Prüfen von Abrechnungen und vielem mehr.
Was gefällt Dir besonders an Deiner Arbeit?
Ganz besonders die große Abwechslung, sprich der Kontakt mit Menschen, der Umgang mit Technik und Natur – einfach kein reiner Bürojob, was für mich das größte Plus ist.
Hast Du eine Person gekannt, die Dich stark gefördert hat? Wie hat sie Dir geholfen?
Hier möchte ich ganz besonders meine Mutter hervorheben. Sie hat mir viel Spielraum gelassen und mich immer unterstützt, wo sie nur konnte, z.B. bei der Kinderbetreuung.
Was macht den Job so interessant?
Die Abwechslung, das Unberechenbare…man weiß nie genau, was so passiert. Auf der einen Seite sitzt man im Büro, auf der anderen Seite fährt aber man aber auch raus und trifft sich, zum Beispiel auf den Deponien oder Baustellen, mit vielen unterschiedlichen Leuten wie Ingenieuren, Technikern, Landwirten, Behördenvertretern etc., um gemeinsam Sachverhalte zu erörtern und Probleme zu lösen.
Mit welchen Werkzeugen und Werkstoffen arbeitest Du?
Eigentlich ganz schnell zusammengefasst: Ein Rechner, zwei Bildschirme, diverse Software, ein Dienstwagen, meine persönliche Schutzausrüstung (PSA), dem Wetter (ob Regen oder Sonnenschein) und ab und zu auch mal mit einem so genannten Lichtlot, um den Grundwasserstand in einer Messstelle aufzunehmen.
Gibt es Besonderheiten im Job? (z.B. Reisetätigkeit, Arbeitskleidung, körperlich anstrengende oder gefährliche Arbeiten)
Im Büro die „normale“ Arbeitskleidung, draußen vor Ort dann meine PSA. Körperlich ist es eigentlich nicht besonders anstrengend. Man sollte nur gut zu Fuß sein, da schon mal der eine oder andere Weg auf der Deponie oder Baustelle gegangen werden muss (schmunzelt).
Warum sollten junge Menschen eine Karriere/Ausbildung in dem Job anstreben?
Die Geologie oder die Geowissenschaften bieten abwechslungsreiche Fachrichtungen und Arbeitsplätze, wie z.B. Erdölgeologie: u.a. Arbeiten auf einer Ölbohrplattform (war mein erster Wunsch nach Beginn des Studiums…), Hydrogeologie: u.a. Suche nach Wasser z.B. in Afrika (war mein zweiter Wunsch im Studium), Rohstoffgeologie: Explorationen (ich war selbst schon mal während meiner Tätigkeit im Ingenieurbüro auf Goldsuche in Nigeria), Ingenieurgeologie: u.a. Tätigkeiten rund um das Deponiewesen (Bauarbeiten, Genehmigungen, Grundwassermonitoring etc.). Also sehr vielfältig, abwechslungsreich und spannend!
Was war die beste Entscheidung in Deiner beruflichen Laufbahn?
Nach dem Studium hatte ich zunächst eine Promotionsstelle sicher, habe mich aber kurzfristig wegen eines Jobangebotes im Ingenieurbüro in Richtung Berufserfahrung und gegen die Promotion entschieden und ich glaube noch heute, dass diese Entscheidung richtig war, da diese Berufserfahrung mich persönlich und fachlich weit vorangebracht hat.
Was wird Dein nächstes Projekt? (privat oder dienstlich)
Dienstlich werden es die Oberflächenabdichtungen auf zwei Deponien sein. Reizvolle, interessante Bauprojekte.
Warum machst Du heute den Job, den Du heute machst?
Weil er mir einfach sehr viel Spaß macht.
Welche Herausforderungen gibt es in Deinem Job?
Der tägliche Spagat zwischen Behördenauflagen einerseits und den Interessen unseres Unternehmens andererseits.
Hast Du ein Hobby?
Golf spielen, Motorrad fahren und vor Corona: definitiv Reisen.
Gibt es ein Buch/Film, das Dich in letzter Zeit sehr inspiriert hat?
Der Film „Contra“ im Kino mit Christoph Maria Herbst und Nilam Farooq.
Wenn Du ein Jahr „Auszeit“ hättest, was würdest Du machen?
Mit unserem Wohnmobil, den Fahrrädern und der Golfausrüstung durch Afrika fahren.
Was war die härteste Arbeit, die Du je gemacht hast?
Da kann ich mich kaum entscheiden (lacht): Entweder die 14-tägige Goldsuche in Nigeria oder die Ferienjobs im Studium, z.B. bei Recaro, wo ich Sportsitze zusammenschrauben musste. Eine völlig neue Erfahrung.
Wo warst Du am weitesten weg von zu Hause?
Das war ich bei meiner Hochzeitsreise auf Hawaii.
Was magst Du an der Stadt/der Region, in der Du lebst, am meisten?
Die Nähe zum Harz und die gute Erreichbarkeit von Braunschweig, Wolfenbüttel und Hannover, die Nähe zu den Flughäfen Hannover und Leipzig und vor allem die Landschaft zum Fahrradfahren.
Ulrike, vielen Dank für das Gespräch.