Dr. Stefan Mütze (50) arbeitet bei der Salzgitter Mannesmann Forschung GmbH (SZMF) in Salzgitter im Bereich Anwendungs- und Umformtechnik. Hier entwickelt er mit seinen Kolleginnen und Kollegen neue Stahlgüten oder stellt für die Kunden alle wichtigen technischen Informationen für bereits bestehende Stahlsorten zusammen. Abstand zu seiner Arbeit findet er bei seiner großen Leidenschaft, dem Schrauben an alten Simson-Zweirädern. Über seinen Werdegang und wie er Arbeit und Hobby in Einklang bringt, erzählt er uns hier im Interview.

Stefan, was hast Du gelernt?
Zunächst habe ich eine Lehre zum Instandhaltungsmechaniker absolviert, parallel dazu habe ich das Abitur gemacht. Nach dem Zivildienst kam das Maschinenbau Studium an der TU Bergakademie Freiberg, im Anschluss die Promotion an der Universität Hannover. Seit 2006 bin ich bei der SZMF in Salzgitter tätig. Wenn ich überlege, ist das eigentlich genau der Werdegang, wie ihn sich meine Eltern ungefähr vorgestellt haben. Technik liegt mir einfach, ist nachvollziehbar und logisch und es macht mir unglaublich viel Spaß, Dinge zu reparieren und instand zu halten.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?
Kurz gesagt: 50 Prozent Büro und 50 Prozent praktische Inhalte. Darunter fallen beispielsweise Kundenbesuche, um neue Sachen (also unsere neuen Produkte) zu platzieren, die Begleitung des Technical Customer Services (TC) der Salzgitter Flachstahl GmbH bei Reklamationsbearbeitungen, die Koordinierung von Versuchsprogrammen in unseren Laboren, die Bearbeitung von Forschungsvorhaben mit externen Firmen und Universitäten, die Betreuung meiner Kunden, das Knüpfen von Kontakten und dann zu versuchen, sie in Zusammenarbeit mit meinen SZFG-Kollegen zu neuen Kunden aufzubauen. Also eine sehr vielfältige Arbeit (lacht).

Was gefällt Dir besonders an Deiner Arbeit?
Auf jeden Fall, wie eben schon gesagt, die Vielseitigkeit, vor allem in meiner Funktion als Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis. Hier ist für mich besonders der persönliche Kontakt zu unseren Kunden wichtig und dabei die Möglichkeit zu haben, ihnen zu helfen, Probleme zu lösen und neue Dinge auf den Weg zu bringen. Auf den Punkt gebracht bin ich total glücklich, dass ich nach der Promotion hier angefangen habe und nun an fast identischen Themen wie an der Uni Tag für Tag weiterarbeiten kann.

Mit welchen Werkzeugen und Werkstoffen arbeitest Du?
Einen großen Teil nimmt die Arbeit am PC ein. Darüber hinaus arbeite ich bei uns im Bereich Forschung mit diversen Anlagen, speziell für Mangan-Bor Stähle zum Presshärten, aber auch – als PEK (Produkt Entwicklung Kunde) -Verantwortlicher – für andere aktuelle Güten. Zusätzlich bin ich seitens der SZMF bei fast allen Kunden verantwortlich für die Freigabe unserer Werkstoffe.

Gibt es Besonderheiten in Deinem Job?
Coronabedingt bin ich aktuell wenig auf Reisen und versuche, den Kundenkontakt virtuell aufrecht zu halten. Aber trotzdem bin ich so oft wie möglich bei unseren Kunden im Presswerk, wo unsere Werkstoffe verarbeitet werden und hier – als „Forscher“ – durchaus auch in echter Arbeitskleidung unterwegs.

Warum sollten junge Menschen eine Karriere/Ausbildung in dem Job anstreben?
Für mich ganz einfach zu beantworten: Weil man hier oft sehen kann, was man gemacht hat, man seine Produkte jeden Tag auf der Straße entdeckt und die Hintergründe dazu weiß, weil es wichtig ist Wertschöpfung zu betreiben, es abwechslungsreich ist und einfach sehr viel Spaß macht. Stahl ist einfach unsere Zukunft (lacht).

Was wird Dein nächstes Projekt? (privat oder dienstlich)
Privat definitiv mein Elternhaus altersgerecht so umzubauen, dass es meine Eltern als Rentner im Alter einfacher haben. Dienstlich steht SALCOS vor der Tür, da werden wir alle zukünftig verstärkt gebraucht. Zudem wird die Feuerverzinkung 3 gebaut und es stehen komplexe Freigabeprozesse für viele verzinkte Werkstoffe an.

Welche Herausforderungen gibt es in Deinem Job?
Ganz klar aktuell die Globalisierung. Die Kunden werden immer internationaler und das müssen wir hier in Salzgitter erst einmal umsetzen. Speziell wird die Kommunikation immer komplexer und die fortschreitende Digitalisierung sorgt dafür, dass – so zumindest mein Empfinden – die persönliche Ebene immer mehr verschwindet, die uns alle bis jetzt auf eine bestimmte Art und Weise verbunden hat.

Hast Du ein Hobby?
Mein Haupthobby sind die „Mopeds“ aus der ehemaligen DDR, wie zum Beispiel die Simson Schwalbe. Diese restauriere ich, hege und pflege sie und fahre sie natürlich auch, entweder alleine oder mit der Familie. Das ist einfach ein guter Ausgleich zu meinem teils stressigen Arbeitsalltag.

Gibt es ein Buch oder einen Film, das bzw. der Dich in letzter Zeit sehr inspiriert hat?
Ich weiß jetzt nicht, ob man hierbei von Inspiration sprechen kann, aber ich liebe eigentlich alle Comicverfilmungen von Marvel. Und manchmal fühle ich mich tatsächlich wie Tony Stark, wenn ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen ein neues Forschungsprojekt starte. 😊

Wenn Du ein Jahr „Auszeit“ hättest, was würdest Du machen?
Definitiv mit der Familie reisen und neue Länder entdecken.

Bei welchem Film fängst Du an laut zu lachen?
Hier fällt mir sofort „The Big Lebowski“ von den Coen-Brüdern ein. Es ist einfach herrlich mit anzuschauen, wie Jeff Bridges als „der Dude“ sein Leben ganz pragmatisch meistert.

Wer sind Deine Lieblingsmusiker?
Das sind für mich die Red Hot Chili Peppers. Eine tolle Band mit fantastischer Musik.

Was ist das spannendste Gebäude, in dem Du jemals warst?
Das war auf jeden Fall der Eiffelturm in Paris.

Was war die härteste Arbeit, die Du je gemacht hast?
Das werde ich nie vergessen…als Schüler eine Gießereihalle fegen zu müssen.

Was magst Du an der Stadt/der Region, in der Du lebst, am meisten?
Auf jeden Fall das „Halbdörfliche“.

Stefan, vielen Dank für das Gespräch!

Thorsten Ehrenteit

Drei Dinge, die mir zur Salzgitter AG einfallen: 1. großer Stahlhersteller im ländlichen Raum 2. die unglaubliche Einsatzbreite des Werkstoffes Stahl 3. Frodo hätte den EINEN Ring auch bei uns im Hochofen einschmelzen können

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