„Und was machst du dann hier?“ so oder so ähnlich fängt fast jedes Gespräch mit mir hier in der Welt des Stahls an. Eine Sozialarbeiterin in einem großen Stahlkonzern ist selten. Eine Frau vielleicht noch seltener. Für mich war es eine neue Welt. Neu, aber nicht unerwünscht. Neue Kollegen, neue Berufsgruppen, neue Branche, die eine Männerdomäne ist, und alles war sehr viel größer, als ich es mir vorgestellt habe.
Die Betriebliche Sozialarbeit ist ein kleines Tätigkeitsfeld der Sozialen Arbeit, das mich schon immer gereizt hat – in der Theorie zumindest. Als ich hier, nach Abschluss meines Studiums, die Möglichkeit bekam, mein Anerkennungsjahr zu machen, stellte sich heraus, dass die Praxis schwieriger, aber auch interessanter ist.
Mein Einsatzort ist die Berufliche Bildung der Salzgitter Service und Technik GmbH.
Mein Auftrag: das Projekt „Implementierung von Mediation in der Beruflichen Bildung“ auszuarbeiten und umzusetzen. Eine Streitkultur, mit der sich viele identifizieren können und die an Schulen inzwischen gang und gäbe ist. Nebenher durfte ich die Position eines Lehrers einnehmen und Unterricht geben – jetzt weiß ich, dass Handys auch unter dem Tisch auffällig sind und ablenken.
Nach ein paar Verwechslungen – einige Auszubildende dachten, ich wäre eine Schülerpraktikantin – lernte ich die Auszubildenden und die Ausbildung gut kennen. Durch die sozialpädagogische Betreuung in den 3,5 Ausbildungsjahren wird den Auszubildenden ein Angebot gegeben, das ich für sehr wichtig halte. Nach dem Motto „Probleme sind dafür da, gelöst zu werden“, gibt es kein Tabuthema, das nicht bearbeitet werden kann. Aus Fragen zu Liebeskummer, Kindergeld, Schulden- und Suchtproblematiken etc. werden Antworten und Lösungswege. Die Salzgitter AG gibt hierdurch ihren Auszubildenden die Möglichkeit, sich vollkommen auf die Ausbildung zu konzentrieren.
Im März wird das Anerkennungsjahr beendet sein. Leider! Aber Erfahrungen, Wissen, Eindrücke und nette Kollegen bleiben mir in Gedanken erhalten. Vielleicht sieht man sich eines Tages wieder.