Stahlproduktion in einem integrierten Hüttenwerk ist ganz großes Kino. Anlagen von außergewöhnlichen Dimensionen prägen das Bild, und auch dem Laien fällt zuerst die schiere Größe der Technik ins Auge. Höher als ein Hochofen, länger als eine Warmbandstraße, wuchtiger als eine Kokerei: wer solche Technik will, muss lange suchen.
Das ist die eine Seite. Die andere ist: Diese Technik braucht Menschen, die sie beherrschen. Menschen, die Koks erzeugen, den Hochofenprozess überwachen, die Produktqualität sicherstellen und Anlagen instand halten, kurz: die richtigen Entscheidungen treffen.
Sechs dieser Männer und Frauen möchten wir in einer Serie von Erfahrungsberichten zu Wort kommen lassen. Die Reihenfolge orientiert sich dabei am Prozess der Stahlerzeugung: Energiebetriebe, Kokerei, Hochofen, Stahlwerk, Warmbreitbandwalzwerk und schlussendlich Kaltflach sind vertreten. Junge und ehemalige Trainees aus sechs Bereichen haben wir gebeten, uns einen Einblick zu geben in ihren Ausbildungshintergrund, ihren Werdegang und ihre Aufgaben. Einige sind nach dem Studium zu uns gekommen, andere für ihre Diplomarbeit. Einer von ihnen ist erst seit wenigen Tagen dabei, ein anderer hat bereits seinen ersten Führungsjob angetreten. Gemeinsam haben sie vor allem eines: Sie sind die Stahlmacher. Viel Spaß bei der Lektüre!

(Autor: Frank Gießelmann)

Teil 1: Veronika Reimer, Fachingenieurin Energiebetriebe

Fachingenieurin Energiebetrieb

Da mich schon immer eine Tätigkeit im Bereich des Ingenieurwesens gereizt hat, habe ich mich nach dem Abitur dazu entschieden Versorgungstechnik an der Ostfalia (FH Wolfenbüttel) zu studieren. Im Zuge des Studiums habe ich verschiedene Praktika bei den Energiebetrieben der Salzgitter Flachstahl GmbH durchlaufen. So lernte ich die Aufgabenbereiche der Abteilungen Wasserver- und -entsorgung (TZW) und Mediennetze und Haustechnik (TZM) kennen. Da sich die Einsatzbereiche von TZM über das gesamte Hüttengelände verstreuen, ergab sich für mich auch die Möglichkeit erste Einblicke in die verschiedenen Produktionsbereiche, wie z.B. die Walzwerke, zu bekommen. Meine Bachelorarbeit habe ich bei den Abteilungen TZM und Energiewirtschaft (TZE) geschrieben. Die Arbeit behandelte den möglichen Einsatz und die wirtschaftliche Betrachtung einer Gasexpansionsturbine für die Erdgasreduzierstation R3 auf dem Hüttengelände.

Im Anschluss an mein Bachelorstudium habe ich den darauf aufbauenden zweijährigen Masterstudiengang „Energiesystemtechnik“ absolviert. Die Präsenzveranstaltungen des Studienganges fanden stets freitags und samstags statt, sodass ich in der Zeit des Masterstudiums bereits von Montag bis Donnerstag als Ingenieurin in dem Bereich Operative Energiewirtschaft arbeiten konnte. In diesen zwei Jahren war ich auch Mitglied des Salzgitter Basisprogramms, das mit der erfolgreichen Teilnahme am Personalentwicklungsseminar endete.

Im Rahmen meiner Masterarbeit habe ich für die Oberflächenprozesse der SZFG anhand der Anlagen Feuerverzinkung 1 und Bandbeschichtung 2 verschiedene Energieeinsparkonzepte ausgearbeitet und bewertet. Seit meinem Masterabschluss bin ich als Fachingenieurin in der Energiewirtschaft tätig und betreue im Bereich Kaltflach alle Energieeffizienz-Projekte. Weitere Aufgabenfelder von mir sind u.a. die Optimierung des Einsatzes von Kuppelgasen (Hochofen-, Kokerei- und Stahlgas) und der technischen Gasen (Sauerstoff, Stickstoff, Argon). Hierfür arbeiten wir operativen Ingenieure eng mit den Energieverteilern zusammen, die die Gasnetze der Hütte Tag und Nacht in der Energiezentrale überwachen. Seit Oktober dieses Jahres bin ich in den Rufbereitschaftsdienst für die Energiezentrale eingetreten.

An meiner Arbeit bei der Salzgitter Flachstahl gefällt mir, zusätzlich zur Büroarbeit, das Vor-Ort-Sein in der Produktion, die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern aus den verschiedenen Bereichen sowie die Vielfalt der Einsatzfelder, die die Energiewirtschaft bietet. Vor dem Berufseinstieg würde ich jedem empfehlen, frühzeitig Praktika zu absolvieren, da ich dadurch ein gutes Bild vom Unternehmen und möglichen Tätigkeitsfeldern bekommen konnte.

(Autorin: Veronika Reimer)

Ein Kommentar
  • Amalia B

    18. April 2017, 14:25

    Vielen Dank für den Artikel. Spannend etwas mehr über Stahlherstellung und Stahlhandel zu erfahren und auch wer so in diesem Bereich arbeitet.

Schreibe einen Kommentar